Otto-Brenner-Preis (2.Preis) für Silja Kummers

Recherchen zu Cross Border Leasing:

„Lokaljournalismus,

wie es ihn besser

kaum geben kann!“

"Investigative Recherche?"  Im Lokalzeitungsjournalismus gibt es doch weder die Zeit noch die Themen oder Möglichkeiten, um Skandale aufzudecken. Dieser Gedanke saß bei Silja Kummer lange Zeit fest. ProRecherche-Mitbegründer Thomas Schuler, so sagt sie heute, "hat ihn in einem Rechercheseminar gründlich vertrieben."  Jetzt wurde Silja Kummer (rechts im Bild) für ihre Enthüllungen über die Cross Border Leasing-Geheimgeschäfte in Heidenheim mit dem Otto-Brenner-Preis (2.Preis) für kritischen Journalismus ausgezeichnet.

 

Silja Kummer erhielt diesen mit 5.000 Euro dotierten 2. Preis für die Artikelserie „Für eine Handvoll Dollar“, die zwischen dem 25. April und 15. Mai 2015 in der Heidenheimer Zeitung erschienen ist. In der Pressemitteilung der Otto-Brenner-Stiftung heißt es dazu: "Die Autorin beschreibt in ihrer Artikelserie, wie sich die Städte Heidenheim, Aalen und Schwäbisch Gmünd mit dem "Cross-Border-Leasing" unkontrollierbaren finanziellen Risiken ausgesetzt haben. Diese Kommunen haben ihre Abwasseranlagen in den Jahren 2002/2003 an einen US-Investor überschrieben. Was mit dieser Investition angerichtet wurde, analysiert die Artikelserie."

 

In der hochkarätig besetzten Jury sitzen: Sonia Seymour Mikich (Chefredakteurin des WDR in Köln), Prof. Dr. Heribert Prantl (Ressortchef Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung), Harald Schumann (Redakteur für besondere Aufgaben bei „Der Tagesspiegel“ in Berlin), Prof. Dr. Volker Lilienthal (Inhaber der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für „Praxis des Qualitätsjournalismus“, Uni Hamburg, Mitherausgeber von message Internationale Zeitschrift für Journalismus), Prof. Dr. Thomas Leif (Chefreporter Fernsehen beim SWR in Mainz) und Detelf Wetzel (Vorsitzender des Verwaltungsrates der Otto Brenner Stiftung).

 

Nach Einschätzung der Jury zeige Silja Kummers Arbeit, was Lokaljournalismus zu leisten in der Lage ist. „Die Autorin greift ein schwieriges Thema klug auf, analysiert mit großer Klarheit und mit vorbildlicher Verständlichkeit“, urteilt die Jury. Ihr Fazit: „Das ist Lokaljournalismus, wie es ihn besser kaum geben kann!“ (Zur Laudatio von Heribert Prantl im Video >>>)

 

Der Preis für kritischen Journalismus orientiert sich am politischen Vermächtnis des 1972 verstorbenen Gewerkschafters und IG-Metall-Vorsitzenden Otto Brenner, der Zivilcourage zum Maßstab seines Handelns machte und dies auch von anderen einforderte. "Nicht Ruhe und Unterwürfigkeit gegenüber der Obrigkeit ist die erste Bürgerpflicht, sondern Kritik und ständige demokratische Wachsamkeit", war seine Rede. Ganz in diesem Sinne und um das Andenken an den Namensgeber lebendig zu halten, vergab die Otto Brenner Stiftung 2015 zum elften Mal den Otto Brenner Preis unter dem Titel "Kritischer Journalismus – Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten".

 

Den mit 10.000 Euro dotierten "Spezialpreis" erhielt Yorgos Avgeropoulos für seine Dokumentation "Agorá - Von der Demokratie zum Markt" (WDR). Mit dem ersten Preis wurde Ashwin Raman für seinen Beitrag "Die Story im Ersten: Das 13. Jahr - Der verlorene Krieg in Afghanistan" ausgezeichnet. Jochen Leufgens, Robert Kempe, Daniel Hechler, und Florian Bauer erhalten den 3. Preis für ihre Story im Ersten "Der verkaufte Fußball - Sepp Blatter und die Macht der FIFA (WDR/SWR). Elisa Simantke erhält den Newcomerpreis für ihren Beitrag "Europoly - Privatisierung unter der Troika". Das Online-Projekt hochschulwatch.de erhält den Medienprojektpreis.

 

Silja Kummers ausgezeichnete Artikel und das "making of" ihrer Recherche finden sich hier: Geheimsache Cross Boder Leasing

 


Silja Kummer mit (von links) Detlef Wetzel, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Otto-Brenner-Stiftung, Laudator Heribert Prantl, Ressortchef Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung, und Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto-Brenner-Stiftung.

Fotos: Christian von Polentz